Schlaffhorst Andersen bei Parkinson

Neben LSVT Loud, dem einzigen evidenzbasierten logopädischen Therapiekonzept bei Parkinson, greift bei einigen Patienten sehr erfolgreich eine weitere Behandlungsoption, die Sprache und Sprechen adressiert: die „Schlaffhorst-Andersen-Methode“. Sie zeichnet aus, dass in den einzelnen Übungen konsequent Logopädie und Atemtherapie miteinander verwoben und damit die Sprache, das Sprechen und das zeitgleich richtige Atmen trainiert werden. Damit richtet sich der Fokus mehr als sonst üblich und von den Patienten gewohnt auf das richtige Luftholen beim Reden. Entwickelt wurde die Methode von Clara Schlaffhorst und Hedwig Andersen zu Beginn des vorigen Jahrhunderts.

Warum Schlaffhorst Andersen bei Parkinson hilft?

Vielen Parkinsonpatienten fällt es schwer, laut genug zu sprechen. Ebenso haben sie häufig Probleme mit Modulation, Intonation und Artikulation ihrer Stimme – aber eben auch dem richtigen Atmen beim Sprechen. Die klassischen und auch bei Parkinson zum Einsatz kommenden Sprach-, Sprech- und Stimm-Sprech-Heiltherapien berücksichtigen Letzteres allenfalls beiläufig; bei „Schlaffhorst-Andersen“ hingegen wird die Atmung und das richtige Atmen nie losgelöst vom Vorgang des Sprechens gesehen.

Die Methode

Diese ganzheitlich aufgestellte Atem-, Stimm- und Sprachtherapie betrachtet das Atmen als Bindeglied zwischen psycho-vegetativer Ebene und körperlichem Ausdruck. In den Übungen, die wöchentlich mindestens ein bis zwei Mal eine Stunde lang zu absolvieren sind, fließen Atem- und Stimmtraining als funktionelle Einheit zusammen. So werden in den durchaus körperbetonten und teils Körperkraft erfordernden Übungen Atmung, Sprechen, Stimmgebung, Körperhaltung und Körperbewegung stets als Ganzes betrachtet. Indem der Patient immer wieder unter Ansprache seiner Bewegungskoordination und verbunden mit Atemübungen dazu angehalten wird, an der richtigen Haltung des Körpers beim Sprechen zu arbeiten, lernt er, Körperbewegungen (etwas greifen, gehen, sich setzen etc.) automatisch auch dem Atemrhythmus angemessen zu absolvieren – und dabei zugleich, möglichst „laut und deutlich“ sprechen zu können.

Die Methode fordert alle an der Stimmgebung beteiligten Strukturen, einschließlich der Kehlkopf- und sämtlicher Atemmuskeln. Auf diesem Weg erlangt der Patient im Optimalfall nach und nach wieder mehr Sicherheit bei Intonation und Phonation. Trainiert werden Modulations- und Resonanztechniken ebenso, wie das individuelle Atemmuster gezielt entwickelt wird. So wird etwa über die Stimulation des Zwerchfells die sogenannte Vollatmung aktiviert. Sowohl durch Artikulationsübungen als auch durch Übungen zu Sprachfluss, -modulation und -motivation soll sich dann peu a peu die Sprache verbessern.

Die Methode bietet viele gezielte therapeutische logopädischer Eingriffsoptionen. Sie verkörpert jedoch auch einen grundlegenden pädagogischen Ansatz, der den Umgang des Patienten mit sich, seiner Atmung, seiner Stimme und Sprache positiv verändern hilft. Sogar Stressbewältigungsstrategien können eingebaut werden, damit der natürliche Atemrhythmus auch unter Anspannung nicht verloren geht.

Kosten

Obwohl in Deutschland nicht verbreitet, ist die „Schlaffhorst-Andersen-Methode“ inzwischen für die Behandlung aller logopädischen Störungsbilder im Kontext der Parkinson-Erkrankung zugelassen. Die Bestätigung des Erfolgs der Therapie durch eine zwar dünne, aber belastbare wissenschaftliche Studienlage hat dazu geführt, dass die Kosten von den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen getragen werden.

Weiterführende Informationen

Clara Schlaffhorst und Hedwig Andersen wurden in der Mitte des 19. Jahrhunderts geboren und fast hundert Jahre alt. Die Frauen litten wegen einer Grunderkrankung früh an Atem-, Sprech- und Stimmstörungen. Die nach ihnen benannte Therapie etablierten sie um das Jahr 1910 und arbeiteten bis zum Tod von Clara Schlaffhorst 1945 eng zusammen.

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