Logopädie bei Parkinson

Bei der idiopathischen Parkinsonerkrankung leiden 90% aller Betroffenen an einer Veränderung des Sprechens, dahingehend dass sie zunehmend schlechter verstanden werden und permanent nachgefragt wird, was für alle Beteiligten sehr anstrengend ist. Das Problem ist die abnehmende Amplitude, welche die Ursache für das leise Sprechen ist. Das wird aber häufig nicht bemerkt und akzeptiert.

Ursache dafür ist die parkinsonspezifische Hypophonie, das Leiser werden der Stimme, die mit monotonem und verwaschenem Sprechen einhergeht und häufig mit einer verminderten Mimik vergesellschaftet ist. Die Betroffenen ziehen sich aus der Kommunikation und dem sozialen Leben zurück. Unnötigerweise! Denn man kann und muss etwas tun.

Welche Behandlungsmethoden stehen zur Verfügung?

Die einzige evidenzbasierte und wirksame Therapiemethode für Menschen mit M. Parkinson ist das LSVT LOUD Training, eine logopädische Behandlungsmethode, die bereits 1987 von den Sprachtherapeutinnen Dr. Lorraine Ramig und Carolyn Mead Bonitati an der Universität Colorado in den USA entwickelt wurde. Anreiz war der Wunsch der Familie von Mrs. Lee Silverman, die der Methode ihren Namen gab. Das LSVT Training ist ein intensives amplitudenbasiertes Therapieprogramm zur „Rekalibrierung“ der Lautstärke und gilt nun als „golden standard“ in der logopädischen Therapie. Das LSVT LOUD Training dient in erster Linie der Kräftigung der Stimme und somit der dauerhaften Erhöhung der Sprechlautstärke im Alltag. Es hat sich in der Vergangenheit in Bezug auf eine schnelle und wahrnehmbare Verbesserung der Stimmfähigkeit und somit der Verständlichkeit als sehr wirksam und nachhaltig erwiesen.

Für Betroffene mit atypischem Parkinsonsyndrom, deren Problem weniger die Lautstärke als vielmehr sehr heiseres, stotterndes oder massiv verlangsamtes Sprechen ist, kann ein rhythmisch basiertes Training mit Unterstützung durch ein Sprechbrett oder Metronom sehr hilfreich sein, begleitet von Atemtraining, Musiktherapie und manueller Therapie.

Ein Sprachtraining ist dann angezeigt, wenn Sprachstörungen im Sinne von Wortfindungsproblemen oder Kohärenzproblemen auftreten. Ein Training der Dysarthrie (Sprechstörung) in der Gruppe kann dabei besonders hilfreich sein, da man kommunizieren muss und sieht, dass man mit seinem Problem nicht allein ist. Beim Vorliegen einer Dysphagie (Schluckstörung) ist ein funktionelles, kompensierendes oder adaptatives Training im Rahmen der Sprachtherapie angezeigt. Eine Lungenentzündung als Folge eines massiven Verschluckens (Aspirationspneumonie) sollte unbedingt vermieden werden. Wichtig ist dabei, dass die Tabletteneinnahme immer zu festgesetzten Zeiten eingenommen werden sollte, grundsätzlich ohne Milchprodukte und unter Beachtung ausreichender Abstände zur Nahrungsaufnahme (1 Stunde vor dem Essen und 1 1/2h nach dem Essen). Die Einnahme von Apfelmus erleichtert das Abschlucken von Tabletten. Falls Sie sich nicht sicher sind, ob bei Ihnen eine Schluckstörung vorliegt, können Sie mit Ihrem Sprachtherapeuten ein Screening machen und gegebenenfalls eine Therapie anschließen.

Die Methode

Das LSVT LOUD Training folgt einer strengen Hierarchie und darf ausschließlich von einem zertifizierten LSVT LOUD Therapeuten durchgeführt werden (Hilfe finden Sie unter www.lsvt.de oder www.lsvtglobal.com), um den maximalen Therapieerfolg zu sichern: es handelt sich um ein Intervalltraining, das in 16 Einzelsitzungen (à 60 min) möglichst an 4 aufeinanderfolgenden Tagen über einen Zeitraum von 4 Wochen durchgeführt wird. Während dieses Intervalltrainings werden tägliche Hausaufgaben absolviert, die nach Abschluss des Trainings fester Bestandteil des täglichen Lebens bleiben und den Therapieerfolg sichern. Nach den vorliegenden Erfahrungen ist von einer 12-24 Monate anhaltenden Wirkung auszugehen, wobei eine monatliche Auffrischung, jeweils im Rahmen einstündiger Gruppenbehandlungen, bei einigen Patienten empfehlenswert ist. Man kann aber auch 1-2 Mal/ Woche ein individuelles logopädisches Training vereinbaren, wo je nach Störungsschwerpunkt das Schlucken, die Verständlichkeit, der Rhythmus, die Betonung, das Sprechtempo oder die Sprachfertigkeit trainiert werden. Wichtig ist, (sprachlich) aktiv zu werden. Use it or lose it! Wenn man aufhört zu sprechen, verkümmern die Sprechwerkzeuge – wie alle anderen Muskeln. Und vor allem verkümmert die Seele, denn „man kann nicht nicht kommunizieren“ (Watzlawick).

Kosten und Verordnung

Logopädie kann und muss vom Neurologen, Hausarzt oder Internisten verordnet werden, egal ob man gesetzlich oder privat versichert ist (Heilmittelverordnung 14). Jeder Patient mit einer chronischen Erkrankung hat einen Anspruch auf diese Therapie.

Private Krankenkassen übernehmen die Kosten für ein LSVT LOUD Training in der Regel ohne Probleme; aber auch gesetzliche Krankenkassen befürworten dieses Intervalltraining.

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