Fahrradfahren mit Morbus Parkinson

Fahrradfahren und Parkinson passen eigentlich nicht zueinander. An Parkinson Erkrankte beherrschen ihren Körper nicht mehr vollständig und können häufig nicht mehr unbeschwert laufen, sie haben Gleichgewichtsprobleme und die Konzentration ist meist auch nicht mehr die beste. All dies sind aber Eigenschaften, welche beim Radfahren gefordert sind. Also, so ging man jahrelang wie selbstverständlich davon aus, dass Radfahren für Parkinson-Patienten nicht mehr geeignet ist. Doch dann geschah etwas Merkwürdiges. Einzelne langjährig Erkrankte schlugen die gebetsmühlenartig vorgetragenen Warnungen der Ärzte vor allzu sportlichem Radfahren in den Wind, setzten sich auf ihr Rennrad und fuhren ihrer Mitwelt davon.

Obwohl die Anforderungen zum Beispiel bei Alpenüberquerungen über fast 3000 m hohe Pässe ziemlich hoch und die körperlichen Anstrengungen erheblich waren, beobachteten sie, dass die Symptome ihrer Krankheit nicht etwa zu-, sondern sogar abnahmen. Das Radfahren verschlimmerte also nicht etwa ihre Krankheit, sondern das sportliche Radfahren entpuppte sich regelrecht als Therapie. Fast zeitgleich begannen die ersten Ärzte sich mit dieser Thematik zu beschäftigen, weil sie immer wieder auf Patienten stießen, die zwar wegen der Krankheit nicht mehr gut zu Fuß waren, aber auf dem Fahrrad noch recht sportlich und gewandt waren.

Warum Fahrradfahren bei Parkinson hilft?

In der Tat scheinen sich die persönlichen Erfahrungen von Parkinson-Patienten, die Erkenntnisse von Physiotherapeuten und die ersten Forschungsergebnisse der Mediziner langsam anzugleichen. Noch bevor die einschlägigen wissenschaftlichen Untersuchungen endgültig abgeschlossen sind, kann man folgende Erkenntnisse festhalten:

  • Radfahren gelingt auch noch Patienten, deren Krankheitsbild bereits weit fortgeschritten ist.
  • Die regelmäßige Tretbewegung scheint beim Patienten Mobilitätsreserven freizusetzen, die es ihm ermöglicht, sich normal fortzubewegen.
  • Unabhängig davon, ob sportliches Radfahren mehr Dopamin erfordert oder nicht, entsteht beim Radsport offenbar keine Dopamin-Unterversorgung.
  • Während des Radfahrens und häufig auch noch danach reduzieren sich die Symptome oder verschwinden ganz.
  • Radfahren vermittelt somit Erfolgserlebnisse und wirkt sich positiv auf die Psyche aus. Eine positive Stimmung und Ausgeglichenheit beeinflussen in hohem Maße den persönlichen Allgemeinzustand.

Voraussetzung ist selbstverständlich, dass man gerne Rad fährt. Keineswegs muss nun jeder Parkinson-Kranke aufs Fahrrad umsteigen. Ähnliche positive Auswirkungen wie beim Fahrradfahren sind auch bei anderen sportlichen Betätigungen zu verzeichnen, wenn man Lust dazu hat. Also heißt es nun: alle Parkinsonkranke aufs Rennrad? Keineswegs. Es ist leider ein weit verbreiteter Unsinn, einen Weg, der sich für jemanden als passend erwiesen hat, anderen Betroffenen als Wunderheilmittel überstülpen zu wollen. Was aber für den einen passend ist, muss nicht automatisch für andere Betroffene passend sein.

Das Fahrrad, das Rennrad ist für zahlreiche Betroffene das angemessene Gerät. Das Radfahren macht ihnen Spaß, es war angemessen für ihren Körper und ihren Wünschen gemäß. Das ist nicht übertragbar. Übertragbar ist aber das Denken, das dahinter steht. Jeder muss für sich sein „Rennrad“ finden und für sich Ziele definieren. Das kann das Tanzen sein, das Spazierengehen, ja sogar das Ausgehen mit dem Rollator. Jeder muss für sich und seine Möglichkeiten seine sportliche Betätigung herausfinden. Und das Wichtigste ist: Sich nicht hängen lassen und nicht aufgeben!

Weiterführende Informationen

3sat-Bericht:

“Radeln für das Gehirn”

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