Ergotherapie für Parkinson-Patienten

Die Ergotherapie zählt zu den aktivierenden Behandlungsformen. Ihr Augenmerk gilt der Bewältigung konkreter Herausforderungen des Alltags. Nach einem Unfall oder im Zuge des Voranschreitens einer chronischen Krankheit fallen manche Tätigkeiten und Handgriffe oft schwer. Interaktionen mit der belebten und unbelebten Umwelt spielen daher als Teil einer ergotherapeutischen Maßnahme eine große Rolle. Grundlegendes Ziel ist es, über das erfolgreiche Bewerkstelligen alltäglicher Handlungen die damit verbundene selbst¬bestimmte Teilhabe am gesellschaftlich-kulturellen Leben zu sichern. Ergotherapeutische Konzepte greifen auf eine Vielzahl unterschiedlicher Übungen zurück, um beeinträchtigte Fähigkeiten und Funktionen zu verbessern, wiederherzustellen oder diese zu kompensieren. Auch Hilfsmittel kommen dabei zum Einsatz.

Warum Ergotherapie bei Parkinson hilft?

Es erfordert den geschulten und sensiblen Blick eines ausgewiesenen Trainers, für den einzelnen Parkinsonkranken und dessen Situation das Richtige aus dem großen Spektrum – aktivierender wie passiver – ergotherapeutischer Übungen auszuwählen. Doch wo das gelingt, können die Erfolge groß sein. So kann es Betroffenen helfen, besonders die Arme und Schultern immer wieder zu mobilisieren und anhand differenzierter Übungen zu erlernen, wie sich bestimmte Alltagsaktivitäten besser bewältigen lassen. Entscheidend ist hierfür meist, die Feinmotorik entsprechend zu schulen. Daher richtet sich das Augenmerk der parkinsonspezifischen Behandlung oft betont auf die Finger und deren Beweglichkeit. Ergotherapie kommt bei Parkinson vor allem dann als die gewinnbringende Option zum Tragen, wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist. Ab einem gewissen Punkt lassen sich die Auswirkungen nicht mehr vollständig mit Bewegung auffangen. Hier helfen dann passive Ansätze: etwa Kompensationsstrategien, mit denen sich der Alltag besser bestehen und Lebensqualität erhalten lässt. Ein Prinzip sieht zum Beispiel vor, Handlungen in Schritte aufzuteilen und zwischen jedem Schritt zu überlegen, wie der nächste aussieht; den Vorgang also zu gliedern. So kann man Alltagsabläufe (auch selbst) neu einüben und die individuell gewünschte, zumindest häusliche Selbstständigkeit so gut es geht bewahren.

Die Methode

In der Ergotherapie greifen im Wesentlichen vier Methoden. Die „Funktionsorientierte Methode“ zielt – teils unter Einsatz von Sportgeräten – unmittelbar darauf, Ausfälle im Bereich des Bewegungs- und Stützapparates wiederherzustellen, zu erhalten oder sogar zu steigern. Dazu wählen die Therapeuten aus verschiedenen Optionen – sie reichen von Weichteiltraining bis Faszienstreching –, integrieren aber auch Elemente anderer Ansätze wie etwa der manuellen Therapie. Spezifische Übungen zur Gelenkmobilisation und zu Aufbau und aus Stärkung der Muskulatur bilden einen weiteren zentralen Teil. Nicht weniger Bedeutung hat die „Kompetenzzentrierte Methode“. Hier stehen Übungen im Mittelpunkt, mit deren Hilfe sich der Alltag des Betroffenen besser bewerkstelligen lässt. Gesucht wird zum Beispiel nach Wegen, verloren gegangene oder nicht (mehr) vorhandene Fähigkeiten zu kompensieren. Die „Ausdruckzentrierte Methode“ bedient sich in der Therapie kreativ-gestalterischer Mittel wie der Arbeit mit verschiedenen Musikstilen, diversen Materialien und Farben etc.. Und schließlich erlebt man mit der „Interaktionellen Methode“ einen gruppendynamischen Prozess, der Auseinandersetzungen in der Gruppe adressiert und auf das Miteinander in der Gruppe abhebt. In der Praxis fließen die vier Behandlungsformen häufig zusammen.

Kosten

Behandelt ein ausgebildeter Therapeut, übernehmen die Krankenkassen fast immer die Kosten einer verordneten Ergotherapie. Der Versicherte trägt die vorgegebene Zuzahlung.

Weiterführende Informationen

Der Beruf akademisiert sich, denn immer mehr Hochschulen (nicht nur) hierzulande bieten Diplom-, Bachelor- und Master-Grade an. So ging seinerzeit Österreich EU-weit voran. 2006/07 starteten gleich fünf Hochschulen – darunter die beiden Fachhochschulen in Wien und die Hochschulen Joanneum sowie für Gesundheit in Tirol und Salzburg. Einen Überblick der aktuell in Deutschland angebotenen Studiengänge kann man auf der Website des Deutschen Verbandes der Ergotherapeuten finden.

Weitere aktivierende Therapien

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