Konzeption einer parkinsonspezifischen Fortbildung für Übungsleiter*innen

Projekt-Eckdaten

Förderjahr:  2021

Träger: Kreissportbund Soest e.V. , Projektleiter: Patrick Saal, Projektinitiatorin: Dr. Maren Neumann-Aukthun

Inhalt: Das für den Landessportbund NRW entwickelte Fortbildungsmodul soll es Trainer*innen und Übungsleiter*innen in Sportvereinen im Bereich Reha-Sport ermöglichen, Parkinsonerkrankten besser zu helfen sowie spezielle Angebote für Parkinsonerkrankte zu entwickeln.

Fördermittel: 8.615 €

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Hintergrund und Ziel des Projekts

Stürze sind nach wie vor eine große Gefahr für die Gesundheit, nicht nur im Alter, sondern auch bei schwerkranken Patienten. Besonders Patienten mit bestimmten Krankheitsbildern, zu denen auch Parkinson gehört, sind besonders gefährdet. Sind schon einmal Verletzungen und Brüche durch Stürze verursacht worden, steigt die Angst vor weiteren Stürzen noch an. 

Eine gezielte Vorbereitung auf den Alltag für Menschen mit Parkinson ist damit ein Weg aus diesem “Teufelskreis” geebnet. Gerade bei Parkinson kann durch Bewegung und Sport die Muskelsteifheit gelindert und damit die Auswirkungen auf den Bewegungsablauf reduziert werden. 

Parkinson ist kein Trend, sondern ein reales, sich ausbreitendes Phänomen. Aufklärung und Sensibilisierung für das Thema sind gesellschaftliche Aufgaben, die sich auch und insbesondere im Sport wiederfinden müssen, um eine Ergänzung zur normalen Therapie zu gewährleisten. Inhärenter Bestandteil bei der Zielerreichung muss die Schulung von Personal sein, die unmittelbar mit den Betroffenen arbeiten sollen.

 

In dieser Fortbildung wurde in einem Team aus Mediziner*innen, Physiotherapeut*innen und Übungsleiter*innen erarbeitet, welche besondere Problematik bei Parkinson-Patienten zugrunde liegt und welche Übungen aus den Bereichen Beweglichkeit, Balance, Kraft, Körperhaltung und Koordination trainiert werden können, um für den Alltag gewappnet zu sein. Besonderer Schwerpunkt wurde auf Freezing-Phänomene und das Gangbild gelegt, um so Übungsleiter*innen, Trainer*innen und Interessierte für diese Punkte zu sensibilisieren.

Ziel war es,  eine Fortbildungskonzeption zu schaffen, die folgenden Kriterien gerecht wird:

  • Vermittelbar mit allen notwendigen Hintergrundinformationen zum Krankheitsbild
  • Anerkennungsfähig als Teilbereich für Ausbildungen und Fortbildung
  • Ausbildungsumfang 15 Lerneinheiten zu je 45 Minuten digital und in Präsenz 
  • Ansiedlung im Fachbereich Rehabilitation/ Neurologie
  • Umfassende, zeitlich fixierte und vom LSB genehmigte Ausbildung 

Vorgehensweise bei der Konzeption der Fortbildung

Das Projekt wurde unter der Schirmherrschaft des Kreissportbundes Soest e.V. mit angeschlossener Außenstelle des Sportbildungswerkes aufgebaut, bearbeitet und als fertiges Produkt dem Fachbereich Qualifizierung des Landessportbundes NRW zur Verfügung gestellt, um so Übungsleiter*innen fachlich zu qualifizieren und im weiteren Verlauf mehr Angebote für Parkinsonerkrankte zu schaffen. 

Dazu untergliederte sich die Konzeptionsgruppe in drei Teilbereiche: Arbeitsgruppe ‘Unterrichte’, Arbeitsgruppe ‘Sportpraxis’ und Arbeitsgruppe ‘Lehrvideos’, die in engem Schulterschluss die verschiedenen Teilbereiche der Konzeption erstellten und bearbeiteten. Die Koordinierung der einzelnen Arbeitsgruppen und die digitale Unterstützung wurde über den Projektverantwortlichen des Kreissportbundes Soest, Patrick Saal, übernommen. 

1. Arbeitsgruppe ‘Unterrichte’ (AG1)

Die Arbeitsgruppe ‘Unterrichte’ setzte sich aus dem medizinischen Fachpersonal, verantwortlich betreut von Dr. Maren Neumann-Aukthun, zusammen und erstellte die fachlichen Grundlagenunterrichte als PowerPoint-Dateien. Dabei sollten insbesondere die Aspekte Morbus Parkinson als Überblick, Neurotransmitter (L-Dopa/ Dopamin), Pathogenese und Stadien, sowie die Vorgänge und Veränderungen neuronal und muskulär dargestellt werden, insbesondere Auswirkungen auf die Skelettmuskulatur und daraus folgende Haltungsproblematiken mit Fokus auf das Gangbild und das Freezing-Begleitphänomen abgebildet werden. 

Bild Maren Neumann
Dr. Maren Neumann-Aukthun
Initiatorin der Projektidee
Arbeitsgruppe 'Unterrichte'

„Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen. Ein Plus an Wissen bedeutet, ein Plus an Fragestellungen, und jede von ihnen wird immer wieder von neuen Fragestellungen abgelöst.”

Mit diesem Zitat von Hermann Hesse im Hinterkopf, das mich seit meiner 1992 verfassten Doktorarbeit begleitet, bin ich durch einen dieser berühmten Zufälle im Leben an dieses Projekt gekommen. Am Anfang war es nur eine Idee, die ich gemeinsam mit Manfred Himmel hatte. Als Betroffene und Medizinerin war es mein Wunsch aktiv zu helfen – und gemeinsam mit diesem Team von tollen Menschen, die mich in diesem Streben unterstützen, kann ich etwas realisieren, von dem ich lange nur geträumt habe. Ich kann Menschen helfen, die sich Weiterbilden wollen und gleichzeitig Menschen mit dem gleich Los eine Perspektive bieten.”

2. Arbeitsgruppe ‘Sportpraxis’ (AG2)

Die Arbeitsgruppe ‘Sportpraxis’, bestehend aus Physiotherapeut*innen und ausgebildeten, lizensierten Übungsleiter*innen, verantwortlich betreut von Katja McColl, erarbeitete im engen Schulterschluss mit der Arbeitsgruppe ‘Unterrichte’ die entsprechenden Inhalte der Sportpraxis. 

Bild Katja McColl
Katja McColl, Dozentin Landessportbund
Arbeitsgruppe 'Sportpraxis'

„Das Thema Parkinson hat mich direkt angesprochen. In meinem familiären Umfeld gab es zwei Parkinson Erkrankungen, sodass ich hier einen persönlichen Bezug habe. Als Übungsleiterin im Verein und Dozentin für die Aus- und Fortbildung von Übungsleitern im Rehabilitationssport freue ich mich, wenn ich helfen kann, bestehende Kenntnisse zu vertiefen und auszubauen. Gerade in diesem Bereich kann man noch viel bewegen.

Ich glaube, dass der organisierte Sport einen wichtigen Beitrag leisten kann, um Betroffenen zu helfen. Mir ist es mit diesem Projekt möglich, diesen
Beitrag mitzugestalten.”

3. Arbeitsgruppe ‘Lehrvideos’ (AG3)

Die Arbeitsgruppe ‘Lehrvideos’ setzte sich zu gleichen Teilen aus Mediziner*innen, Betroffenen und Physiotherapeut*innen/ Übungsleiter*innen zusammen. Inhaltlich wurden die Videos in Austausch- und Koordinierungsmeetings zwischen AG1 und AG2 gemeinsam geplant und umgesetzt. Die Videos sollten zum einen die besondere Problematik in Alltagssituationen darstellen, zum anderen aber auch ergänzend zum Handout Hilfen und Übungen demonstrieren, um Inhalte konkreter darstellen zu können. 

Bild Sarka Vescio
Sarka Vescio, Physiotherapeutin Neurologie
Arbeitsgruppe 'Lehrvideos'

„Als erfahrene Physiotherapeutin und Dozentin für Neurologie und Gesundheitsberufe ist es mir eine große Freude, meine Fähigkeiten weiter zu geben, um Menschen mit Handicap zu unterstützen.

Gerade bei diesem Projekt sehe ich die Chance, durch gezielte Vermittlung Übungsleiter und Physiotherapeuten an einem Strang ziehen zu lassen und damit unmittelbar auch den Betroffenen zu helfen. Durch die interdisziplinäre Arbeitsweise und auch das Einbinden von Betroffenen, kann man weit mehr (er-) schaffen als nur die Summe der Teile beim Zusammenfügen unserer Kenntnisse.”

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