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Adaptive Tiefenhirnstimulation bei Morbus Parkinson
Von Ines Niehaus
Bei der Tiefenhirnstimulation (THS) für die Behandlung von Morbus Parkinson werden dünne Drähte durch zwei kleine Löcher im Schädel in eine für die Bewegung zuständige Gehirnregion (subthalamischer Kern) eingeführt [2].
Durch die bei herkömmlichen Hirnschrittmachern kontinuierliche Abgabe elektrischer Impulse des Implantats an diese Hirnregion soll die abweichende Hirnaktivität normalisiert und die Parkinsonsymptome wie Bewegungsarmut, Muskelsteifigkeit und Zittern gelindert werden bei gleichzeitiger, nun möglicher Reduktion der Parkinsonmedikamente [3].
Bisher bei 200.000 Menschen in den letzten fast 30 Jahren durchgeführt, gibt es für etwa 40.000 Patienten, die nach 2020 einen neuartigen sogenannten adaptiven Hirnschrittmacher der Firma Medtronic erhielten, eine spezielle Funktion des Schrittmachers.
Und zwar können diese Geräte Gehirnströme lesen und den Rhythmus ihrer elektrischen Impuls-Ausgabe dementsprechend anpassen, ähnlich wie ein Herzschrittmacher den elektrischen Rhythmus des Herzens überwacht und korrigiert [2, 3].
Die Ergebnisse einer ersten Studie (ADAPT-PD-Studie) mit 68 Teilnehmern mit den adaptiven Hirnschrittmachern war so überzeugend, dass Anfang 2025 die Zulassung der Technologie durch die US-amerikanischen und europäischen Aufsichtsbehörden erfolgte [2,3].
Parkinsonpatienten haben auffällige überaktive Gehirnwellenaktivitäten und zwar die sogenannten ß-Oszillationen in einem Frequenzbereich zwischen etwa 13 und 30 Hertz in den Basalganglien im Gehirn [2, 3]. Je stärker die Stimulation des Hirnschrittmachers die ß-Oszillationen normalisiert, desto besser sind die Linderungen einiger Parkinsonsymptome [2].
Wenn die Intensität der β-Oszillationen nach einer Parkinsonmedikamentengabe abnimmt, reduziert die adaptive THS automatisch die Stimulation und hält die β-Leistung in einem gesunden Bereich. Wenn die Wirkung des Medikaments nachlässt, geschieht das Gegenteil [2].
Ferner reduziert die adaptive THS Sprachprobleme wie undeutliche Aussprache, die eine weitere mögliche Nebenwirkung von kontinuierlicher THS waren [2].
Außerdem ist in einem Fallbericht eines Parkinsonpatienten beschrieben, dass die adaptive THS die Gehfähigkeit im Gegensatz zur kontinuierlichen THS verbessert [1].
Zudem könnte die adaptive THS Schlafstörungen reduzieren, indem sie sich automatisch an die schlafbedingten Veränderungen der β-Oszillationen anpasst. Und besserer Schlaf könnte wiederum das Gehirn schützen [2].
- Isaias IU, Caffi L, Borellini L, Ampollini AM, Locatelli M, Pezzoli G, Mazzoni A, Palmisano C. Case report: Improvement of gait with adaptive deep brain stimulation in a patient with Parkinson’s disease. Front Bioeng Biotechnol. 2024 Sep 11; 12: 1428189.
- Adee S. Smart brain-zapping implants could revolutionize Parkinson’s treatment. Nature. 2025 Jul; 643(8072): 625-627
- Rudolph L. Pharmazeutische Zeitung. 18. Juli 2025.