Muskelentspannung nach Jacobson bei Parkinson

Die progressive Muskelentspannung (PME) nach Edmund Jacobson ist eine Tiefenmuskel¬entspannung. Ziel ist es, über eine verbesserte Körperwahrnehmung die Muskelspannung unter das normale Niveau zu senken und damit zu einer tiefgehenden Lockerung des ganzen Körpers zu gelangen. Mit der Zeit soll die Person lernen, muskuläre Entspannung herbeizuführen, wann immer sie dies möchte. Dadurch lassen sich mittelbar auch andere Zeichen körperlicher Unruhe oder Erregung reduzieren wie beispielsweise Herzklopfen, Schwitzen oder Zittern – ebenso Schmerzen verringern, indem verursachende Muskel¬verspannungen aufgespürt und gelockert und damit Schmerzzustände verringert werden.

Warum die Muskelentspannung bei Parkinson hilft?

Die PME kommt zum Einsatz bei Muskelverspannungen, Migräne und Kopfschmerz sowie allgemein Schmerzen des Bewegungsapparates; ferner bei Stress, Angstzuständen, innerer Unruhe, Schlafstörungen, Nervosität, Spannungsgefühlen oder auch psychovegetativen Erschöpfungssyndromen – fast allesamt Symptome, die ebenso bei der Parkinson’schen Krankheit auftreten und die sich von den Patienten mit dieser Methode ein Stück weit in Schach halten lassen. Auch wird die PME verordnet als Maßnahme der Gesundheitsvorsorge und zur Verbesserung des Körpergefühls: Sie soll helfen, die Wahrnehmung für sich selbst und den Organismus zu schärfen und legt damit die Grundlage, mehr auf die eigenen Bedürfnisse und gesundheitliche Belangen zu achten.

Die Methode

Der Übende liegt mit geschlossenen Augen und nach innen gerichteter Konzentration vorzugsweise auf dem Boden; die PME ist allerdings auch im Sitzen möglich. Der Aufmerksamkeitsfokus richtet sich dabei auf den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung und auf die Empfindungen, die mit diesen unterschiedlichen Positionen einhergehen. Nacheinander spannt die Person bewusst einzelne Muskelpartien in einer bestimmten Reihenfolge an, hält die Anspannung kurz für etwa fünf bis acht Sekunden – und löst diese dann wieder. Anschließend wird die Muskelgruppe für etwa 30 Sekunden bewusst locker gelassen, dann die Übung wiederholt. Nun erst folgt die nächste der insgesamt 16 Muskelgruppen. Je höher der Kontrast zwischen jeweiliger Anspannung und Entspannung ist, desto größer ist der folgende Entspannungszustand. Mit der Zeit vermittelt sich automatisch ein Gefühl für das Maß an Anspannung oder Entspannung. Da PME einfach und für jeden rasch zu lernen ist, entwickelt der Übende bald schon ein immer besseres Gefühl dafür, wie sich nach einer kurzen Anspannungsphase die entsprechende Muskelgruppe entspannt und sich dieser Effekt bei regelmäßiger Wiederholung immer leichter und nachhaltiger (progressiv) sowie zielgenauer einstellt.

Kosten

Im Jahr 1994 wurden in einer Metastudie 66 bis dato weltweit veröffentlichte Studien zur progressiven Muskelentspannung nach Jacobson ausgewertet. Etwa 3000 Patienten waren einbezogen. Bei drei von vier Teilnehmern besserten sich die Symptome deutlich, in 60 Prozent der Fälle auch die allgemeine Befindlichkeit. Vor allem typische Angstzustände samt einhergehenden körperlichen Beschwerden ließen sich mit dem Training gut in den Griff bekommen. Die PME ist differenziell wirksam und hilft demnach am besten Patienten mit leichteren Symptomen – zumal, wenn sie von Beginn an die Methode positiv gegenüberstanden. Aufgrund dessen und nicht zuletzt, weil sie sich relativ leicht erlernen lässt, gilt sie als geeignetstes muskelfokussiertes Entspannungsverfahren. Die gesetzlichen Krankenkassen bieten selbst PME-Kurse an, bei denen man die Technik der progressiven Muskelentspannung erlernen kann. Entsprechend ist die Kostenerstattung kein Problem.

Weiterführende Informationen

Zu Beginn arbeitete Edmund Jacobson mit 30 Muskelgruppen. Im Zuge der Forschung und Weiterentwicklung wurden kürzere Versionen entwickelt. Douglas A. Bernstein und Thomas D. Borcovec führten 1978 das Konzept der heute verwendeten 16 Muskelgruppen ein. Aus der PME hervor gingen zudem abgeleitete Methoden wie die „Konditionierte Entspannung“ nach Paul und Goldfried oder die „Angewandte Entspannung“ nach Öst.

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